Negatives Denken
Kennst du das Spielchen „Ich seh etwas, was du nicht siehst“? Der Eine wählt im Geheimen einen Gegenstand, nennt dessen Farbe und der Andere muss anhand der Farbe erraten, welcher Gegenstand wohl gesucht wird. Mein Sohn, mit dem ich dieses Spiel kürzlich bei einer Autofahrt spielte, meinte auf einmal „Ich seh etwas, was du nicht siehst, und das ist sehr schön.“ Hmm, das macht das jetzt alles etwas komplizierter, dachte ich zunächst. Aber irgendwie auch eine willkommene Idee, das Spielchen mal ein wenig zu variieren. Was meint er wohl? Vor lauter Irritation konnte ich für ein paar Sekunden nichts antworten. Dann brach es mit einem Grinsen aus ihm heraus: „Ich meine dich!“
Es hat mich tief berührt, so etwas von meinem 6jährigen zu hören. Wohl jedes Mutterherz würde bei solchen Worten dahinschmelzen, oder? Aber nach etwa einer weiteren Sekunde überkam mich dann der Gedanke, dass ich mich gerade alles andere als schön fühlte. Ich hab die Nacht zuvor kaum geschlafen und war hundemüde, hatte es aufgrund des morgendlichen Stresses nicht geschafft, ein wenig Make up aufzulegen und soeben noch über einen anderen Autofahrer geschimpft – naja, mehr als geschimpft, um ehrlich zu sein. Ich machte mir zusätzlich Vorwürfe, warum ich beim Frühstück nicht viel geduldiger mit meinem Sohnemann umgegangen bin, der zum Xten Mal sein Müsli umgekippt hatte. Und jetzt das! Es war gerade mal 8 Uhr am Morgen. Was man zu dieser Tageszeit schon alles gedacht hat! Lauter negatives Zeugs über mich und andere. Dabei sollte ich es doch besser wissen!
Den Fokus neu ausrichten
Ich musste mich unweigerlich ermahnen, an dieser Stelle einen Punkt zu machen und meinen fehlgeleiteten Fokus neu auszurichten. Wie sind wir Menschen doch darauf geeicht, jeden Mangel, jeden Fehler und jedes Hindernis zu erkennen. Und dabei sind wir gewisser Maßen auch noch stolz darauf. Wenn es um Perfektion und Qualität geht, spielen wir Deutschen in der Weltrangliste ja ganz weit oben mit. Aber hat es dir schon jemals wirklich weitergeholfen, dich um Probleme zu kreisen, dem anderen seine Fehler unter die Nase zu reiben und dich selbst für deinen Mangel anzuklagen?
Bei dem Bildchen oben … was siehst du da? Ja, eine Aufgabe ist falsch gelöst worden, aber ganze 75% sind zugleich absolut richtig. Du warst heute Morgen vielleicht nicht ganz pünktlich im Büro. Aber dafür bleibst du häufig bis nach Feierabend, um deinem Kollegen noch bei der Vorbereitung einer Präsentation zu helfen. Du bist häufig ungeduldig mit deinen Mitarbeitern, aber stärkst ihnen den Rücken, wenn es hart auf hart kommt und Stellen abgebaut werden sollen. Dein Partner bringt viel seltener Blumen mit als früher und hat nicht immer ein offenes Ohr für dich. Aber er ist ein liebevoller Vater eurer Kinder, der trotz seiner Müdigkeit zum Xten Male Memory mit deiner Jüngsten spielt.
Richte deinen Blick auf das, was läuft, was gut ist, was dich freut! Ich versichere dir: allein durch dein Umdenken renkt sich vieles fast wie von selbst wieder ein. Sogar die Neurowissenschaftler können das durch neueste Studien belegen: Du bist was du denkst!
Die innere Brille zurechtrücken
Wenn ich das nächste Mal gefragt werde „Ich seh etwas was du nicht siehst“, werde ich also erst einmal meine innere Brille richten. Im Zweifelsfall werde ich ein wenig Abstand nehmen, so wie es die Weitsichtigen tun, die versuchen ohne Lesebrille eine Zeitung zu lesen. Mit etwas Abstand erkennt man nämlich das große Ganze und das ist trotz mancher Mängel schon immer schön, ansehnlich und besonders gewesen!
Vielleicht magst du, bevor du heute ins Büro gehst, oder bevor du nach Feierabend die Haustüre aufschließt, kurz deine innere Brille zurechtrücken und dem Ganzen einen zweiten Blick gewähren? Denk dran: Wir spielen nicht „Finde den Fehler“, sondern „Ich seh etwas, das ist sehr schön“!
In diesem Sinne … Sei mutig, sei echt, sei einzigartig!
Deine Beate
#Wissenwasmirwichtigist. DER BLOG FÜR KLARHEIT, ORIENTIERUNG UND PERSÖNLICHKEIT.
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