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Verkannt werden – mit Gefühlen der Ohnmacht und Wut richtig umgehen

spiegel groß
Eine befreundete Familie von uns entschied vor einigen Monaten, ein Jahr ihres Lebens zu verschenken – für Kinder, die von ihren Eltern verstoßen wurden oder sie auf tragische Weise verloren haben. Sie machten sich auf den Weg nach Afrika, um dort ein Kinderheim für Waisen mit aufzubauen. Unbezahlt. In ihrem Blog berichten sie regelmäßig über dieses Projekt.

Ich erinnere mich, wie unser Freund schon vor Jahren von diesem Lebenstraum erzählte. Geschichten von benachteiligten Kindern haben ihn stets unglaublich berührt. Für sie wollte er irgendwann einmal etwas wirklich Gutes bewegen. Solche Ambitionen haben sicherlich einige von uns. Aber wieviel Mut, Engagement und Hingabe gehören dazu, solch einem Traum auch entgegen vieler Widerstände wirklich Taten folgen zu lassen?!

Stichwort Widerstände: Da sind wir mitten im Thema, das mich beschäftigt. Ich las nämlich dieser Tage davon, dass unseren Freunden Geldmacherei, Effekthascherei und ähnlich Übles vorgeworfen wurde, als sie auf Facebook von einem sehr traurigen Schicksal eines Geschwisterpaares berichteten. Puh. Das sitzt! Wer unsere Freunde kennt, weiß, dass man bei ihnen mit solchen Anklagen einfach sowas von daneben liegt. Diese Vorwürfe sind vollkommen unberechtigt und tuen weh. Aber wie reagiert man da, wenn man derart verkannt wird?

Da kommen in mir direkt Erinnerungen hoch. Vor etlichen Jahren hatte auch ich eine Lektion in Sachen Verkannt Werden und dem Umgang damit zu lernen. Ein Vorgesetzter warf mir damals vor, einen iPad entwendet zu haben. Das machte mich total sprachlos – nein, eher ohnmächtig und hilflos. Wie sollte ich nachweisen, dass das eine Behauptung ist, die auf Lügen fußt? Wie konnte es sein, dass ich so verkannt wurde? Der Ohnmacht folgte Ärger, Wut, Angst, Sorge, Trauer. Irgendwann wurde daraus Hass. Mein Körper schlug Alarm. Kein Wunder, denn Hass schadet in erster Linie uns selbst und nicht dem, den er eigentlich gelten soll.

Emotionen sind menschlich aber kein Freibrief

Zunächst einmal: es ist total menschlich, mit Wut, Ärger und anderen negativen Emotionen zu reagieren, auch wenn das nicht immer weise ist. Unberechtigt angeklagt zu werden, trifft einen einfach in Mark und Bein. Ja, und man kann sich sicherlich auch juristischen Beistand suchen, mit harten Sprüchen zurückschlagen und anderes mehr. Aber ist das klug? Und hilft einem das wirklich?

Ich denke nein. Das Eine ist zwar, dass heftige Gefühle in derartigen Situationen menschlich sind. Das Andere jedoch: sie sind kein Freibrief für Aggression und Feindseligkeit in ihren verschiedenen Abstufungen. Unser Freund in Afrika reagierte nach dem ersten Schock mit einem Lächeln. Er schrieb: „After thinking about the situation for a while, I started to smile. We must be doing something right“. Damit ist kein herablassendes Lächeln gemeint, sondern eine Art Unbeschwertheit oder Erleichterung, die in einem wächst, wenn man erkannt hat, dass man sich nichts vorzuwerfen hat. Und dass der Gegenwind eher eine Folge von Neid, Unverständnis oder mangelndem Wissen ist. Ich finde: Lächeln ist eine gute, weise Lösung, um Bitterkeit und Zwietracht zu trotzen.

Nützliche Strategien wenn du verkannt wirst

Aus meiner Sicht und aus meiner Erfahrung aus Beratungsgesprächen mit Klienten sind in solchen Situationen aber noch zwei weitere Strategien sehr nützlich:

1.) Prüfe dein Gewissen! – Heißt: bist du mit dir und deinem Handeln im Reinen? Dann atme einfach mal durch, lass den ersten Schwall der Emotionen vorüberziehen und sammle dann einfach die Fakten, um sachlich ins Gespräch gehen zu können. Wenn du ohne Scham, Hochmut und Anklage in den Spiegel schauen kannst, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass du auf dem richtigen Weg bist.
Meldet sich dein Gewissen jedoch – egal ob laut oder leise –, dann bring den Teil der Sache in Ordnung, den du zu verantworten hast! Nobody is perfect. Jeder von uns macht mal Fehler.

2.) Vergib! – Die etwas aus der Mode gekommene Vergebung hilft vor allem dir selbst. Bitte verwechsele Vergeben aber nicht mit Vergessen! Vergessen bedeutet, etwas aus seinen Gedanken zu streichen. Verzeihen oder Vergeben heißt hingegen, loszulassen – jegliche Rachegedanken, das Recht auf Vergeltung, das Recht darauf, seinem Ärger mal so richtig freien Lauf zu lassen – ohne Rücksicht auf Verluste. Es bedeutet auch darauf zu vertrauen, dass am Ende die Wahrheit siegt.
Wenn du also jemandem vergibst, der dir unberechtigte Vorwürfe macht (aber übrigens nicht nur dann) macht es dich frei. Du musst dich dann nicht mehr in dem Sumpf negativer Gefühle suhlen, kannst aufrecht deinen Weg weitergehen, klug und deeskalierend (re)agieren. Letztlich wird man verkannt, weil man eben nicht richtig gekannt wird. Aus Unwissenheit eben. Und Unwissenheit kann man doch verzeihen, oder?

Sei mutig, sei echt, sei einzigartig!
Deine Beate


#wissenwasmirwichtigist. DER BLOG FÜR KLARHEIT, ORIENTIERUNG UND PERSÖNLICHKEIT.

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