Eine Laudatio auf das Mittagspäuschen
Das mit dem Schlafen ist ja so eine Sache: Kindern ist es ein Ärgernis. Teens meinen, es sei völlig überbewertet. Junge Mütter und Väter sehnen sich nach (fast) nichts anderem. Hin und wieder kursieren Berichte darüber, dass Erfolgsleute nur 5 Stunden davon brauchen. Andere schwören auf die gesunden acht. Die besonders hübschen unter uns auf ihren Schönheitsschlaf ;-)
Und beim Mittagspäuschen? Nun ja, dass Kleinkinder ihren Schlaf zur Mittagszeit brauchen, ist gemeinhin bekannt und anerkannt. Aber alle, die das dritte Lebensjahr überschritten haben – so scheint es mir –, müssen ihre Pause irgendwie gesellschaftlich rechtfertigen. Schnell wird ihnen Unproduktivität oder einfach nur ein seltsames Verhalten nachgesagt. Dabei gibt es heute doch genügend Studien, die belegen, dass eine regelmäßige Siesta nicht nur schlauer macht, sondern gewissermaßen verjüngend wirkt. Mal ganz abgesehen von den gesundheitsfördernden Auswirkungen, die ein regelmäßiger Mittagschlaf auf den menschlichen Körper hat!
Doppelblindstudie oder persönliche Erfahrungen
Auch wenn ich mich über derartige Untersuchungsergebnisse freue, brauche ich eigentlich keine randomisierten Doppelblindstudien oder dergleichen. Ich habe meine ganz eigenen Erfahrungen gesammelt. Und diese sagen mir, dass ich mitten im hektischen Alltag schlicht eine Pause brauche, um auch nachmittags für meine Kinder und abends für meine Klienten „ausgeschlafen“ zu sein. Einfach, um zufrieden, kraftvoll und gesund zu sein und auch zu später Stunde noch einen guten Job machen zu können. Schließlich enden meine Tage häufig nicht vor Mitternacht.
Ich für meinen Teil bekenne daher hier und heute: Ich bin ein Mittagschläfer. Nicht immer, aber definitiv häufiger als der deutsche Durchschnitt. Etwa 3 bis 5 Mal wöchentlich gönne ich mir eine Mittagsruhe, in der ich manchmal sogar richtig wegschlummere. Und ja, mir geht es danach gut. Besser sogar. Einfach mal eine halbe Stunde abschalten, die Beine hoch, die Augen zu, die Gedanken zum Schweigen bringen. Dabei tanke ich eine Menge Kraft und Lebensfreude, die ich in den Nachmittag- und Abendstunden dringend benötige.
Biorhythmus beachten
Ist dir schon mal aufgefallen, dass der menschliche Biorhythmus etwa in der Zeit zwischen 12 und 15 Uhr abflacht? Selbst die Kaffeetrinker unter uns können dies bestätigen. Ich denke, dass es unserer Leistungsgesellschaft gut täte, hin und wieder ein Nickerchen zu machen. Landläufig meint man ja, das würde der Produktivität im Wege stehen. Ich bin hingegen davon überzeugt, dass Pausen – egal ob Mittags oder zu anderen Tageszeiten – die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit steigern.
Wenn du in deinem Alltag merkst, dass irgendwie die Luft raus ist, dein innerer Antrieb an Durchschlagkraft verloren hat, Kreativität und Freude kaum oder gar keinen Platz mehr haben und deine Batterien am Wochenende ganz viel Zeit zum Aufladen benötigen, solltest du einen regelmäßigen Mittagsschlaf in Erwägung ziehen.
5 Tipps für dein Mittagspäuschen
Damit du es direkt richtig angehst, hab ich ein paar Tipps für dich:
Tipp 1: Plane deine Mittagspause, wie du auch andere Termine im Kalender notierst. Arbeitest du z.B. im Büro und gehst üblicher Weise jeden Tag mit Kollegen in die Kantine, plane einfach mal 2 Mittagspausen pro Woche ein, die du allein verbringst. Du könntest z.B. 15min direkt am Schreibtisch die Augen schließen, oder dich im Auto oder nahegelegenen Park zurückziehen, um dort ein Nickerchen zu machen.
Tipp 2: Schalte mögliche Störfaktoren aus (Telefon, Türklingel) und informiere Menschen um dich, dass du für die nächste halbe Stunde nicht da bist oder nicht gestört werden willst (eine geschlossene Bürotür oder ein Schild „Bin in 20 Minuten wieder zurück“ kann Wunder wirken). Desto selbstbewusster und selbstverständlicher du über dein neues Ritual sprichst, desto selbstverständlicher respektiert es auch dein Umfeld.
Tipp 3: Stelle dir einen Wecker. 15-45 Minuten genügen zumeist. Mehr ist eher kontraproduktiv – es sei denn, du bist gerade krank. Zu viel Mittagschlaf schadet einem gesunden Nachtschlaf. Ein kurzer Powernap hingegen stärkt dein Immunsystem, reduziert Stress und verhilft dir zu neuen Bestleistungen. Teste für dich aus, welche Dauer dir gut tut. Ich habe z.B. die Erfahrung gemacht, dass ich z.B. wieder schwer in die Gänge komme, wenn meine Pause länger als eine Stunde geht.
Tipp 4: Verkrampfe nicht, à la „Ich muss jetzt aber wirklich schlafen!“ oder „Wie kann ich nur diese Gedanken ausschalten?!“, sondern freu dich einfach darüber, dass du nun ein paar Minuten entspannen darfst. Auch wenn du mal nicht einschlafen kannst, wird dir die Pause dennoch gut tun. Mir hilft es an Tagen, an denen ich schwer zur Ruhe komme z.B., ein Fester zu öffnen und die frische Luft bewusst zu riechen oder den Geräuschen einfach zuzuhören, die von draußen hereindringen. Dann denke ich darüber nach, wie genial es ist, mit seinen Sinnen so viele unterschiedliche Gerüche und Geräusche überhaupt wahrnehmen zu können.
Tipp 5: Gönne dir Regelmäßigkeit. Wer es nicht gewohnt ist, Pausen einzulegen, empfindet anfangs eine gewisse innere Unruhe. Mit einem Mal wird einem dann bewusst, wie aufgewühlt die eigenen Gedanken und der Körper sind. Das ist kein Grund, das Ganze sein zu lassen, sondern sollte dir erst recht ein Warnsignal sein, Ruhe und Achtsamkeit im täglichen Tun zu integrieren. Bedenke: wer nicht ruhen kann, lebt schon seit längerer Zeit ungesund. Der Erholungseffekt tritt erst dann ein, wenn du dir die Mittagspause zu einem regelmäßigen Geschenk machst.
Produktivität durch Ruhe
Darum lautet mein Appell: Gönn dir jeden Tag eine Pause und bedenke einen schlauen Postkartenspruch, den ich irgendwo einmal gelesen habe: „Ein Acker, der ruhen konnte, bringt prächtigen Ertrag“
Ich gönn mir jetzt mal ein Päuschen, du auch? – Zzzzzzz. ;-)
Sei mutig, sei echt, sei einzigartig!
Deine Beate
#wissenwasmirwichtigist. DER BLOG FÜR KLARHEIT, ORIENTIERUNG UND PERSÖNLICHKEIT im Berufs- und Privatleben